Rückblick Novavox-Konferenz 2012 (mit Frost und 2x Hirsch)

Bin zurück von der Novavox-Konferenz, die diesmal hier in Mainz von Donnerstag abend bis gestern nachmittag (= zweieinhalb Tage lang) stattfand. Key-Speaker waren Alan & Deb Hirsch und Michael Frost. Zusätzlich bereicherten (neben den zahlreichen Gästen aus In- und Ausland) einige Praktiker aus Deutschland den Input, die allesamt dem Thema der Konferenz gemäß bereits ein Projekt betreiben, womit sie missionale Wege gehen und uns dadurch an ihren Erfahrungen und Ideen teilhaben lassen konnten. Neben den Inputs und einem Workshop (jeweils durch Speaker oder Praktiker geleitet) waren aus meiner Sicht v.a. die Gespräche und das Vernetzen das Highlight der gesamten Zeit. Wie immer war natürlich alles viel zu kurz, aber besonders die Gespräche und ein kreativer Think Tank wären es gewesen, was ich gern noch länger und intensiver wahrgenommen hätte. Die Workshops (meiner zum Thema “Kreativität“) waren mit 60min Dauer dabei viel zu knapp bemessen; wir hätten sicherlich noch Stunden verbringen können, um richtig tief einzusteigen. Aber mehr war dann einfach in der Kürze der Zeit nicht möglich. So viel zu den Rahmenbedingungen; nun ein paar inhaltliche Details, die mir wichtig gewesen bzw. hängen geblieben sind.

Freitagabend war, um direkt zum Punkt zu kommen, für mich persönlich von den Inputs her das Highlight - nicht, weil es neu war, sondern weil man wirklich merkte, dass hier spirituell etwas passierte. Der Heilige Geist nahm uns alle irgendwie mit, während Michael erzählte, wie er am eigenen Leib trotz symbolischer Handlung einmal wirklich erlebt hatte, was es heißt, das Nachfolge - und damit missionales Leben - etwas kostet und nicht einfach als “add-on“ bewerkstelligt werden kann. Der theologische Zusammenhang war die Sendung Gottes in Jesu Inkarnation, der Fleisch- bzw. Menschwerdung, die den heiligen Gott wirklich etwas gekostet habe wegen der Niedrigkeit udn Verfallenheit des menschlichen Fleisches. Indem wir das Abendmahl nähmen, würden wir nicht nur an dem Sendungsauftrag nach Joh 20,21 teilnehmen, sondern hätten damit auch an dem Leiden Gottes zu partizipieren. Was Michael in einer Versammlung nun einmal erlebt hatte, war, dass er in einen Müllberg, also in die menschlichen Abfallprodukte, hineinsteigen sollte, um (von) dort das Abendmahl zu nehmen. So würde man tatsächlich erleben, was es den heiligen Gott gekostet hätte, in die Niedrigkeit der menschlichen Welt hinabzusteigen. Uns wurde zwar zuwider beim Hören der Story, konnten aber zumindest ein Stückchen von dem nachfühlen, worum es Michael in diesem Fall ging. Und das war auch der Grundtenor der ganzen Konferenz und auch der anderen Key-Speaker, dass missionales Leben wirklich mit Opfern verbunden ist.

Die übrigen Inputs der Key-Speaker waren - mit einer Ausnahme -  ziemlich genau das, was man auch in deren Büchern nachlesen kann: Alan sprach v.a. über Communitas/Liminality und damit von Abenteuer bzw. auch echte Herausforderung als “Tool“, um (nicht nur) ein Team zusammenzuschweißen und auf Gott zu vertrauen, wodurch jeder aktiv werden muss. Gemeindegründung wäre beispielsweise solch eine Situation; der Idealfall wäre nun, dass eine missionale Kirche tatsächlich immer wieder an den Punkt kommt, echte Herausforderung und damit Communitas/Liminality zu erleben, um v.a. auch dem Status quo zu entgehen. Deb sprach viel von dem, was sie mit Alan schon in “Untamed“ beschrieben hat. Michael ging wesentlich darauf ein, was ich jüngst noch in seinem Buch “The road to missional“ gelesen hatte. Für mich jetzt nicht wirklich Neuland, aber für jeden, der die Bücher nicht kannte, eine gute Gelegenheit, kompakt das Wichtigste von den Verfassern selbst präsentiert zu bekommen.

Eine Ausnahme bildete ein Experiment zum geschlechterspezifischen missionalen Denken bzw. Leben. Dieses Experiment, was dann leider doch recht schwach war, funktionierte so, dass die beiden Männer zunächst zu den Männern sprachen, während die Frauen (Deb und Michaels Frau Caz) entsprechend bei den Frauen waren - hinterher dann umgekehrt. Schwach war es deshalb, weil es nicht nur an der Oberfläche kratze, sondern alle im Wesentlichen versuchten, bestimmte geschlechterspezifische Klischees zu beackern. Die Idee war nicht schlecht, aber zum einen war oftmals der Bezug zur übrigen Thematik der Konferenz von missionalem Leben nicht so recht klar, zum anderen war es einfach argumentativ zu dünn (was sicher auch an der Kürze der Zeit lag).

Als Fazit kann ich sagen, ich auf jeden Fall wieder hinfahren würde zur Novavox-Konferenz. Sehr positiv erstaunt war ich übrigens auch von der Masse an Leuten, die dann tatsächlich dort waren. Meinem (schlechten) Einschätzungsvermögen zufolge würde ich sagen, dass in etwa zwischen 150 und 200 Leute täglich dabei waren, was aus meiner Sicht super ist, zumal man bedenken muss, dass nächste Woche schon das “Emergent Forum“ in Erlangen stattfindet und sich zahlreiche Leute zwischen den beiden Veranstaltungen wohl haben entscheiden müssen. Umso besser insofern, als dass ich eine ganze Reihe neuer Leute kennenlernen durfte, die teils tatsächlich noch relativ unberührt von der Literatur zur Konferenz kamen. Zuletzt einen herzlichen Dank an die großartige Organisation des Novavox-Teams (Andrea & Stefan, Björn und Flo). War super, weiter so!
Für die Zukunft erhoffe ich mir über die bisher bestehenden Sachen, dass es auch jenseits der Konferenzen eine Möglichkeit gibt, sich auszutauschen und gegenseitig zu inspirieren. Ein Forum o.ä. könnte dafür hilfreich sein, da Facebook und Blogs zwar nett sind, aber noch nicht so recht für ein Zusammengehörigkeitsgefühl sorgen. Vielleicht findet sich ja in absehbarer Zeit jemand, der sich bereit erklärt, so etwas zu initiieren. Wie/ob ich mich zukünftig ebenfalls bei Novavox einbringe, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten klären. In jedem Fall kann ich es nur jedem ans Herz legen, sich einzuklingen in die Sache bzw. die Initiative, damit die nova vox (= neue Stimme) immer lauter in deutschen Landen bestehende Kirchen erfrischt und neue Aktivitäten ganz unterschiedlicher Art ins Rollen bringt, um das Evangelium nicht als Lippenbekenntnis im Boden versinken zu lassen, sondern als tatsächlich gute Botschaft kraftvoll Menschen dort zu begegnen, wo sie Ganz- und Heilwerden brauchen.

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