Ist Heilung heute (noch) möglich? Bill Johnson und Randy Clark im Interview
In letzter Zeit
habe ich mich wieder mal intensiver mit dem Thema “Heilung“
beschäftigt, wovon uns v.a. im Neuen Testament immer wieder
berichtet wird und wovon etliche Christen sagen, dass dies heute
noch geschehe. Im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Kern des Evangeliums (als Prozess der Wieder- herstellung Gottes) bin ich darauf
gestoßen, dass diese Thematik – in engem Zusammenhang auch mit
Befrei- ung etc. - neben der verbalen Verkündi- gung von Kreuzigung und
Auferstehung Jesu und der Sammlung der Christen zentralen Stellenwert
in der Urchristenheit hatte, sodass ich nicht umhin kam, ihr
ernsthafte Priorität beizumessen. Zudem hat mich diese Frage
persönlich immer wieder gefesselt, und – prag- matisch formuliert –
wenn tatsächlich heutzutage heute noch heilt und dazu Menschen wie
Dich und mich gebraucht, will ich der Letzte sein, der sich dem
widersetzt. Zu viele Menschen sterben immer noch zu früh oder quälen
sich.
Unser
westlich-rationalistisches Weltbild widerspricht natürlich
grund- sätzlich der Möglichkeit göttlichen Eingreifens, da wir
dieser Ansicht zufolge in einem geschlossenen Universum leben und auf
uns allein gestellt sind. Nicht umsonst hört man gerade in
nicht-westlichen Ländern wie Afrika oder Lateinamerika von
Heilungsgeschichten, wo die Menschen noch durch ein ganz anderes
Weltbild geprägt sind, während solche Berichte hier in Europa oder
auch Nordamerika sehr rar sind.
Dennoch gibt es
immer wieder auch westliche Zeugen, die behaup- ten, dass auch heute
noch Heilungen geschehen, Menschen also gesundheitlich vollständig
wiederhergestellt werden. Ein sehr aufschlussreiches und
authentisches Dokument auf meiner Suche war dabei das Buch “Healing:
Unplugged“ von Bill Johnson und Randy Clark, die sich darin
gegenseitig interviewen und dabei erdig und ohne große Umschweife
ihre Erfahrungen und Erkenntnisse preisgeben. Beide, Bill Johnson als
Senior Pastor der “Bethel Church“ in Redding/California ebenso
wie Randy Clark als Gründer von “Global Awakening“, sind die
vermutlich erfahrensten und bekann- testen Vertreter der
neo-charismatischen Szene und Vorreiter im gegenwärtigen
christlichen Heilungsdienst. Ich persönlich schätze beide deshalb,
weil sie im Gegensatz zu manch anderem sehr sachlich von ihren
Erfahrungen berichten können und dabei eine Theologie vertreten, die
in vielen Punkten gut verträglich ist mit meiner eigenen
Perspektive.
Im ersten Teil
des Buches interviewt Randy Bill, im zweiten Teil umgekehrt. Beide
beginnen zunächst mit ihrer persönlichen Ge- schichte, wie sie zu dem
geworden sind, was sie sind: Während Bill bereits in eine
Pastorenfamilie hineingeboren ist, sich mehr und mehr mit dem Thema
Heilung zu beschäftigen begann und einen entschei- dende Anstoß durch
John Wimber (“Vineyard Movement“) 1987 erfuhr, erlebte Randy bereits als Teenager infolge
eines schweren Autounfalls wundersame Heilung am eigenen Körper. Im
Zuge der Kapitel wird nach und nach geschildert, wie sich diese
Heilungs- begabung und -tätigkeit bei beiden regelrecht entwickelt.
Denn interessanterweise sind es oft spezifische Krankheitsbilder, die
erst nach und nach sozusagen erobert werden. Am befremdlichsten oder
erstaunlichsten wirkt sicherlich dabei das Zeugnis, dass beide
besonders in den letzten Jahren erlebt haben – so zumindest ihr
Zeugnis -, dass Gott durch sie Menschen geheilt habe, bei denen
Operationen mit Metall- oder Titanteilen schief gegangen seien und
sie nun furchtbare Schmerzen und Einschränkungen hätten; die
Heilungen beinhalten zumindest oft auch die Komponente, dass die
eingesetzten Teile regelrecht verschwunden sind oder über die Haut
resorbiert werden. Besondere Berichte wie diese als auch damit
zusammenhängende theologische Positionen vermittelt dieses Buch sehr
lebendig, unterhaltsam und v.a. inspirierend. Es steckt regelrecht
dazu an, von Gott mehr zu erwarten, denn bei Randy und Bill bleibt
Heilung kein Dienst nur für die oberen Zehn(tausend) der besonders
frommen und heiligen Christen.
Ich für meinen
Teil kann das Buch jedem empfehlen, der sich fernab von Show und
zweifelhaften Attitüden mit dem Thema “Heilung“
auseinandersetzen will. Von meiner Theologie her ist es für mich
auch sehr gut nachvollziehbar, dass Gott nach wie vor diese Dinge
durch uns Christen tun will und es auch davon abhängt, welche
Einstellung und Erwartung wir dem Ganzen gegenüber einnehmen; man
vergleiche das nur mit der Story Jesu, der in seiner Heimatstadt
Nazareth kaum Wunder tun konnte, weil die Menschen eben keine
Erwartungshaltung hatten, sondern ihn lediglich für den Zimmermann
hielten (Mk 6,1-6). Ich will an dieser Stelle keinesfalls eine simple
Wohlstandstheologie o.ä. vermitteln, sei es im Sinne es “Man muss
nur genügend glauben“; vielmehr meine ich aber, dass wir uns oft
der Möglichkeiten selbst verbauen, die uns Gott eigentlich geben
möchte. Ich jedenfalls bleibe dran und gespannt, wie sich meine ganz
persön- liche Reise mit dieser Thematik entwickeln wird; grundsätzliche Einwände jedenfalls hege ich also nicht, da ich die Schwachstellen des westlich-rationalistischen Weltbildes kenne und glaube, dass Gott tatsächlich der Schöpfer von Himmel, Erde und des Menschen ist (creatio ex nihilo) und dieses Verlangen auch nie abgelegt hat (ergo creatio continua).
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