10 für mich entscheidende Bücher, Nr. 4: Brian McLaren, “A new kind of Christian“

Nachdem ich einige Zeit durch Josh McDowell und andere sehr konservativ-fundamentalistisch geprägt worden war, begegnete ich gut ein Jahr nach Beginn des Theologiestudiums parallel zur dortigen Auseinandersetzung mit kritischer Bibelexegese Brian McLaren und der Postmoderne. McLarens Buch “A new kind of Christian“ war und ist nach wie vor eines der gefährlichsten Bücher, die ich kenne, wenn man zuvor sehr konservativ geprägt worden ist; und genau in solch einer Situation befand ich mich ja, weshalb ich mich eine Zeitlang bodenlos fühlte.

Was McLaren in seinem ersten Band der Trilogie tut, ist zunächst nichts weiter als Dekonstruktion. Anhand einer wunderbar geschriebenen Story eines frustrierten Pastors, der in mehreren Dialogen, E-Mails etc. mit einem Lehrer über seine Situation spricht, werden nach und nach etliche Aspekte seines christlichen Glaubens auf die Waage gelegt und hinterfragt. Grundlage dafür ist eine zu Beginn seiner Reise entwickelte Geschichtstheorie der Postmoderne, wie sie auch bei anderen postmodernen Denkern zu finden ist. McLaren bezieht dies jedoch nicht zu allererst auf das Gemeindesetting, sondern hauptsächlich auf die ganz individuelle Ebene; einer der für mich entscheidenden Punkte war, die Bibel mit ganz neuen Augen zu betrachten, nachdem ich zuvor so auf die Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift getrimmt worden war. Wegen dieser persönlichen Ebene war deshalb der Beginn meiner Auseinandersetzung mit der Postmoderne weichenstellend, weil nicht nur mein Gemeindebild auf den Kopf gestellt wurde, sondern ich anfing, sämtliche theologischen Grundlagen zu hinterfragen und neue, eigens durchdachte Fundamente legte.

McLarens “A new kind of Christian“ ist somit sicher nichts für schwache Nerven, da es an die Substanz des eigenen Glaubens geht. Wer aber bereit ist, sein bestehendes, traditionell übernommenes Glaubensfundament zu hinterfragen, um Platz zu schaffen für neue, eigens durchdachte, durchkämpfte und durchbetete Fundamente, dem lege ich dieses Buch sehr ans Herz. Man muss natürlich nicht allen Ansätzen McLarens zustimmen, aber es lohnt sich schon deshalb, weil so viele verschiedene Facetten angerissen werden. Also, Augen zu und durch!

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