7 Leitungsprinzipien, die sich lohnen zu kennen und anzuwenden - “Das Hirtenprinzip“ von Kevin Leman und William Pentak

In den letzten Wochen und Monaten hörte ich an verschiedenen Stellen immer wieder mal über das “Hirtenprinzip“ von Kevin Leman und William Pentak, obwohl das Buch im Originalen doch schon mittlerweile 10-jähriges Jubiläum feiern kann. Als ich bei Bekannten eines Nachmittags zufällig auf das Buch stieß, nutze ich dann endlich die Gelegenheit, es zu lesen. Mein Urteil vorab: Es ist ein gutes Buch und lohnt sich, zumal man es wirklich zügig an einem Nachmittag runterlesen kann (und das bei einem Preis von 8,99 € im Wilhelm Goldmann-Verlag, 2010).

Warum ist das Buch so gut bzw. warum ist es lesenswert? Dies hängt aus meiner Sicht sowohl mit dem vermittelten Inhalt als auch mit der drumherum konstruierten Story zusammen. Die Story wird eingeleitet durch eine Rahmenerzählung, nach der der Autor William Pentak (als einer der Wenigen) in seinen jungen Jahren mit einem kurz vor der Pensionierung stehenden Firmenleiter ein Interview führen darf. Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Firmenleiter, sondern den angesehensten Firmenleiter Amerikas. In besagtem Interview erzählt der Firmenleiter, Ted McBride, seine Geschichte, wie er kurz vor Abschluss seines Studiums von seinem Professor die sieben wichtigsten Grundsätze des Managements erlernt habe. Denn McBride soll im Anschluss an seinen MBA eine Abteilung von neun Leuten leiten, wovor er sich aber fürchtet. Sein Professor, Dr. Neumann, nimmt sich deshalb die kommenden Samstage für ihn frei und lehrt ihn besagte Prinzipien.

Dies tut Dr. Neumann jedoch nicht theoretisch, sondern er überrascht McBride damit, dass er ihm seine eigene Schafherde präsentiert und anhand dieser immer wieder Vergleiche zwischen der Tätigkeit eines Hirten und der der Menschenführung präsentiert. Heruntergebrochen, lauten die sieben Prinzipien wie folgt:

1. Kenne immer genau den Zustand deiner Herde: Dran Sein an seinen Leuten, jeden Einzelnen wirklich kennen und auf ihn/sie persönlich eingehen;
2. Entdecke das Format deiner Schafe: Mitarbeiter Aussuchen nach Stärken, Herz, Einstellung, Charakter und Erfahrungen; “Fang mit gesunden Schafen an, sonst erbst du die Probleme anderer Leute.“ (153)
3. Hilf deinen Schafen, sich mit dir zu identifizieren: Vertrauen, hohe Leistungsstandards, klar kommunizierte Wertvorstellungen und für jeden genau der richtige Platz;
4. Gewährleiste die Sicherheit deines Weideplatzes: Gute Informationen und “Versorgung“ der Mitarbeiter, Einstehen für sie auch bei Fehlern, Ausmerzen von chronischen Meckerern und sonstigen Problemen zu frühem Zeitpunkt;
5. Dein Stab, mit dem du führst: Mit Überzeugungen (statt Zwang) Vorangehen und trotz Grenzen Bewegungsfreiheit schenken, bei Schwierigkeiten Rausholen;
6. Dein Stecken, mit dem du korrigierst: ”Schütze - Weise zurecht - Überprüfe!“
7. Das Herz des Hirten: Führungsqualität als Lebensstil als tägliche Entscheidung mit ihrem Preis.

”Das Hirtenprinzip“ ist nicht unbedingt deshalb ein so gutes Buch, weil der Inhalt oder die Prinzipien grundsätzlich neu wären - ganz im Gegenteil: Grundaussage ist nämlich, dass die Prinzipien des Hirten bereits uralt seien und sich über Jahrtausende immer wieder bewährt hätten. Das Buch bringt diese tatsächlich grundlegenden Prinzipen der Menschenführung kurz und knackig auf den Punkt, die genial einfach (einsichtig) wie grundlegend herausfordernd sind. Dieses auf den Punkt Bringen in Kombination mit dem didaktisch sinnvollen Konzept einer Story (plus nüchterner Zusammenfassung der sieben Prinzipien am Ende des Buches) sind aus meiner Sicht die echten Stärken des Buches und sollten deshalb zur Kernlektüre von jedem gehören, der irgendwie mit Menschen(führung) zu tun hat. Denn es ist Anspruch des Buches, diese Prinzipien auf alle möglichen Lebensbereiche wie Business, Kirche aber auch Familie übertragen zu können. Und damit, also mit irgendeiner Konstellation von menschlichen Beziehungen, hat tatsächlich jeder von uns zu tun. Insgesamt empfand ich die Lektüre darum als inspirierend wie informativ und kann sie auf jeden Fall weiterempfehlen. Sicher kann man im Detail Dinge ergänzen oder modifizieren, aber der grundlegende Tenor hat mich persönlich überzeugt und dazu ermutigt, als Leiter genau solch eine Atmosphäre zu kreieren, in der Menschen gern ihren Tätigkeiten nachgehen.

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