Glaubensherausforderung und eine neue Generation von Leiterschaft - ein kurzer Rückblick auf den Inspirationstag “Kirche.neu“

 Komme gerade zurück vom Inspirationstag “Kirche.neu“ unter der Leitung von verschiedenen Netzwerken wie “Konsultation für Gemeindegründung in Deutschland“, “Inno“ oder auch “Emergent Deutschland“. Wow, bin jetzt noch geflasht, ehrlich gesagt.

Wie bereits erwähnt, fand dieser Tag unter dem Zusammenschluss mehrerer Netzwerke statt, was für mich persönlich ein erstes sehr gutes Signal war; die Gemeinsamkeiten standen im Vordergrund. Dementsprechend waren auch gut 130 Leiterinnen und Leiter aus unterschiedlichsten Kirchen und Werken zusammen, die allesamt eine Frage beschäftigte: Wie muss sich Kirche in Deutschland verändern, damit sie überleben kann? Mit meiner Präsenz und einem kleinen IGW-Stand konnte ich mich hoffentlich ein wenig in die Diskussion einbringen.

Als Inspirator (und produktiver Kritiker) wurde Pastor Oskar Murio von der Nairobi Chapel eingeladen, der uns anhand von fünf Bildern, die er über die Kirche in Deutschland hat(te), mächtig aufrüttelte. Ohne die Bilder im einzelnen wiederzugeben, waren es meines Eindrucks nach letztlich zwei große Probleme bzw. Herausforderungen: Einerseits fehlen laut Murio die charismatischen Leiter in unserem Land, besonders infolge des Zweiten Weltkrieges. Andererseits verwies er immer wieder auf unsere Ingenieurskunst, die aber unsere Kirchen (wie auch das persönlich-spirituelle Leben) in den Bereich der Machbarkeit verfrachte, weil die Kontrolle immer dominiere, während das Gottvertrauen oftmals gar nicht erforderlich sei. In alledem ging es natürlich immer wieder auch um kulturtransfer-spezifische Fragestellungen.

Die wohl steilste und herausforderndste These des ganzen Tages lautet dann von Murio, dass man eine zukünftige, wirklich gut ausgebildete Leiterschaft nicht in Deutschland ausbilden könne. Dies begründete er mit der bestehenden, resistenten Kultur, die aufstrebende Leiter innerhalb weniger Jahre in den Sog der Resistenz ziehe, sodass längerfristig keine Veränderung möglich sei.

Als Murio dann anschließend von seiner Leiterschaftsausbildung sprach, durfte ich immerhin etwas beruhigt feststellen, dass sich doch gut 80% von dem, was seine Schützlinge durchlaufen, mit dem deckt, was wir bei IGW machen: Kontinuierlicher Praxisbezug, Charakter- und Persönlichkeitsentwicklung, theologische Bildung im Kontext der Kirche usw. Wirklich interessant war dabei seine Forderung, als Leiter mindestens ein Jahr im Ausland gewesen zu sein, um bi-kulturell leben zu können und damit gewappnet zu sein für andere kulturelle Kontexte.

Um unser Gottvertrauen zu trainieren, trug er uns abschließend eine konkrete Aufgabe auf. Und zwar soll jeder von uns über zehn Sachen im Zusammenhang seines Werkes/seiner Kirche visionieren, die man selbst nicht vollbringen kann, sondern wofür man dezidiert Gottes Hilfe braucht. Nun, ich habe mir diese Dinge noch nicht konkret überlegt oder mich entsprechend inspirieren lassen. Unabhängig davon hatte ich aber bereits im Vorfeld eine Zahl an Studenten fürs kommende erste Studienjahr von IGW Frankfurt im Kopf, die eigentlich absolut utopisch ist, für die ich aber seit längerer Zeit immer wieder bete; da bleibe ich in jedem Fall dran, und hinzukommen werden noch mindestens noch weitere Visionen, die ich selbst nicht machen kann.

Sicher werde ich mich in nächster Zeit an diese Aufgabe zum Gottvertrauen heranwagen, aber ich will Dich ebenso mit hineinnehmen in diese doppelte Herausforderung, Mit viel Gottesvertrauen eine neue Generation von Leitern mit Verantwortung für Kirche und Gesellschaft hervorzubringen. Wenn Du selbst Pastor oder sonstiger Leiter in einer Kirche bist, überleg mal persönlich für Dich selbst, wie viele Nachwuchskräfte Du innerhalb Deiner Kirche oder Deinem Umfeld finden möchtest in einer begrenzten Zeit; vielleicht fällt Dir eigentlich überhaupt niemand an, was wäre dann eine für Dich unrealistische Zahl? Und wenn Dir welche einfallen, helfe ich Dir mit IGW gern bei der Ausbildung dieser Leute, aber begnüge Dich damit nicht; denn am besten nimmst Du eine Zahl vor, die wirklich völlig utopisch ist, bei der Gott also auf jeden Fall eingreifen und mithelfen muss. Und wenn Du umgekehrt mit der Frage ringst, ob Du ein Leiter bist und Dich ggf. leiterschaftlich-theologisch ausbilden lassen willst, nimm bsp. diesen ganzen Berg an finanziellen Herausforderungen als Chance, Gottvertrauen zu erlernen. Wir von IGW können Dir mit einem gewissen Maß an Flexibilität entgegenkommen, um nebenher jobben zu ermöglichen u.ä.; nichtsdestotrotz möchte ich Dich aber ermutigen, auf Gott zu vertrauen, dass er Dich versorgt, z.B. durch Spenden. Denn da fängt der eigentliche Wachstumsprozess an Jüngerschaft an, der Dich freisetzt, noch mehr auf Gott zu vertrauen.

Ich hoffe, ich konnte Dich als Leser mit hineinnehmen in den Tag und die dort thematisierten Herausforderungen. Gespannt bin ich selbst ,was ich daraus noch machen werde - bzw. natürlich Gott v.a. - und wie sich das Ganze weiterentwickelt, damit der Tag nicht bloß ein nettes Event war. Lassen wir uns überraschen.

Kommentare

  1. Hier noch ein weiterer Bericht zu Kirche.neu: http://www.livenet.ch/themen/kirche_und_co/christliches_gemeindeleben/gemeindeaufbau/266205-afrikanischer_pfarrer_fordert_deutsche_leiter_heraus.html

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