Neue Ansätze für die Nachfolge Jesu: "Untamed" von Alan und Debra Hirsch
Alan Hirsch, einer der Vorrreiter der postmodern-missionalen Gemeindebewegung, hat mit "Untamed" erneut einen zentralen Baustein für Christsein und Gemeinde behandelt: Jüngerschaft - diesmal in Kolaboration mit seiner Frau Debra Hirsch.
Nach einigen Wochen des Wartens habe ich "Untamed" nun auch endlich lesen dürfen, und um die Spannung gleich vorweg etwas aufzulösen: Es hat sich gelohnt!
Logischerweise erinnert mich vieles an das, was ich schon zuvor bei Alan gelesen habe, da die "DNA", also die theologischen Grundsätze dieselben sind; trotzdem lohnt sich die Lektüre, da zum einen auch ganz neue Inhalte angeschnitten werden, zum anderen - vielleicht auch durch die Kolaboration mit Ehefrau Debra - das Buch aufgrund zahlreicher erwähnter Ereignisse persönlicher rüberkommt als Alans andere Werke.
Aufgebaut ist das Buch anhand folgender vier "Bereiche" und ihren Unterkapiteln:
Nach einigen Wochen des Wartens habe ich "Untamed" nun auch endlich lesen dürfen, und um die Spannung gleich vorweg etwas aufzulösen: Es hat sich gelohnt!
Logischerweise erinnert mich vieles an das, was ich schon zuvor bei Alan gelesen habe, da die "DNA", also die theologischen Grundsätze dieselben sind; trotzdem lohnt sich die Lektüre, da zum einen auch ganz neue Inhalte angeschnitten werden, zum anderen - vielleicht auch durch die Kolaboration mit Ehefrau Debra - das Buch aufgrund zahlreicher erwähnter Ereignisse persönlicher rüberkommt als Alans andere Werke.
Aufgebaut ist das Buch anhand folgender vier "Bereiche" und ihren Unterkapiteln:
- The untamed god: 1. Jeebus Made Me do It, 2. Your God Is Too Sick, 3. The Spirit's Edge
- The untamed culture: 4. Kultcha-Schultcha, 5. The Church That Jesus Built, 6. Refocusing the Family
- The untamed self: 7. The Lying Mirror, 8. Too Sexy for the Church?
- The untamed mission: 9. Going Out, Going Deep
Von den bereits in vorherigen Büchern behandelten Themen werden z.B. folgende wieder aufgegriffen: Unsere Ansicht über Jesus (1.), Verbindung von Jüngerschaft und Mission, Shema-Spiritualität (=praktischer Monotheismus) (2.), die Ganzheitlichkeit von Jüngerschaft (right thinking, right acting, right feeling) (2.), der missional-inkarnatorische Aspekt, Consumerism (4.), APEST (5.) u.a., immer unter dem speziellen Fokus von Jüngerschaft.
Neu sind dagegen v.a. Gedanken zu folgenden Themen: "The Spirit's Edge" (3.), "Refocusing the Family" (6.) und "Too Sexy for the Church" (8.).
Der erste Punkt dürfte besonders für charismatisch geprägte Menschen hilfreich sein, die bislang beim Lesen von Alans Literatur die Dimension des Heiligen Geistes etwas vermißt haben; an dieser Stelle wird dem voll Rechnung getragen, ohne dabei aber auf konkrete Praktiken einzugehen:
"After years of being in ministry, we and many others have come to the conclusion that with enough of the right music, preaching, emotively charged atmosphere, and clever group-socialization (crowd-control) processes, you can pretty much grow a church without God." (S.86)
"The challenge for all of us is to get to know the Holy Spirit in deeper ways and to remember that God will not be reduced to a set of ideas and beliefs." (S.91)
"Untamed discipleship is Spirit-filled discipleship." (S.102)
In "Refocusing the Family" machen Alan und Deb auf das (ihrer Ansicht nach) heutige Mißverständnis von Familie als "unit consisting of parents (single or mixed) and 2.2 kids" (S.166) aufmerksam. Auf dem Hintergrund einer materialistischen Prägung des guten Lebens sehen die beiden die Protektion der Familie vor der Außenwelt als Konsequenz, was wiederum ihrer Meinung nach ein zentraler Grund für das Fehlen von Gastfreundschaft ist (vgl. S.165). Stattdessen ist für sie die pefekte Familie, sofern möglich, "not an idealized nuclear unit of consumption, but an inclusive, warm, inviting einvironment where people can get a glimpse of true community, and therefore of heaven." (S.170)
Anhand von Beispielen anderer Kulturen (Nelson Mandela und die afrikanische Kultur; das alte griechisch Oikos-Verständnis) zeigen die beiden auf, daß das Haus vielmehr als Café oder Pub verstanden werden könnte.
Mit "Too Sexy for the Church" wollen Alan und Deb den immer noch präsenten Dualismus zwischen Sexualität und Spiritualität überwinden und versuchen dies zunächst durch folgende recht breit gehaltene Definitionen:
Sexualität: "Essentially it is a longing to know and be known by other people (on physical, emotional, psychological, and spiritual levels)." (S.213)
Spiritualität: "Essentially, it is a longing to know and be known by God (on physical, emotional, psychological, and spiritual levels)." (ebd.)
"Discipleship involves knowing and being known by God through Jesus and living our lives in the kingdom of God." (S.215)
Der Bereich der Sexualität wird dadurch als Teil von Spiritualität, Jüngerschaft und Herrschaft Jesu betrachtet, konsequenterweise dann auch als heilig angesehen. An dieser Stelle werden deshalb nicht, wie manch einer sich das vielleicht wünschen würde, schnelle Antworten darauf gegeben, ob beispielsweise Sex vor der Ehe oder Homosexualität falsch ist. Damit schlagen Alan und Deb einen Weg ähnlich zu Rob Bells "Sex God" ein und ermutigen zur eigenen Auseinandersetzung mit den eben beschriebenen Themen, ohne in eine Gesetzlichkeit zu geraten. Interessanterweise verweisen die beiden in diesem Zusammenhang darauf, daß der Umgang mit Habgier gegenüber dem mit Sexualität einen größeren Impact habe und Jesus mehr über Geld als Sexualität geredet habe, womit sie letzteres nicht lapidarisieren, sondern lediglich das Schriftzitat aus 1 Kor 6 etwas aus der Pflicht nehmen wollen, wo es um die Sünde gegen den eigenen Leib geht.
Insgesamt überzeugt mich das Buch durch viele frische und neue Ideen. Zwar werden viele bereits zuvor veröffentlichen Themen erneut angeschnitten, sodaß der mit Alans Literatur bereits Vertraute zeitweise etwas gelangweilt wird, ist es gerade für solche, die sich noch nicht intensiver mit missionaler Theologie auseinandergesetzt haben, ein sehr guter Einstieg in diesen Bereich. Abgerundet wird jedes Kapitel durch Praxis-Vorschläge und eine Reihe von Fragen, die zum Start in eine Gruppendiskussion sehr hilfreich sein können, sodaß dieses Buch kein reines Theoriewerk bleibt, auch wenn es sicherlich auch nicht als "echtes" Praxiswerk zu verstehen ist.
Neu sind dagegen v.a. Gedanken zu folgenden Themen: "The Spirit's Edge" (3.), "Refocusing the Family" (6.) und "Too Sexy for the Church" (8.).
Der erste Punkt dürfte besonders für charismatisch geprägte Menschen hilfreich sein, die bislang beim Lesen von Alans Literatur die Dimension des Heiligen Geistes etwas vermißt haben; an dieser Stelle wird dem voll Rechnung getragen, ohne dabei aber auf konkrete Praktiken einzugehen:
"After years of being in ministry, we and many others have come to the conclusion that with enough of the right music, preaching, emotively charged atmosphere, and clever group-socialization (crowd-control) processes, you can pretty much grow a church without God." (S.86)
"The challenge for all of us is to get to know the Holy Spirit in deeper ways and to remember that God will not be reduced to a set of ideas and beliefs." (S.91)
"Untamed discipleship is Spirit-filled discipleship." (S.102)
In "Refocusing the Family" machen Alan und Deb auf das (ihrer Ansicht nach) heutige Mißverständnis von Familie als "unit consisting of parents (single or mixed) and 2.2 kids" (S.166) aufmerksam. Auf dem Hintergrund einer materialistischen Prägung des guten Lebens sehen die beiden die Protektion der Familie vor der Außenwelt als Konsequenz, was wiederum ihrer Meinung nach ein zentraler Grund für das Fehlen von Gastfreundschaft ist (vgl. S.165). Stattdessen ist für sie die pefekte Familie, sofern möglich, "not an idealized nuclear unit of consumption, but an inclusive, warm, inviting einvironment where people can get a glimpse of true community, and therefore of heaven." (S.170)
Anhand von Beispielen anderer Kulturen (Nelson Mandela und die afrikanische Kultur; das alte griechisch Oikos-Verständnis) zeigen die beiden auf, daß das Haus vielmehr als Café oder Pub verstanden werden könnte.
Mit "Too Sexy for the Church" wollen Alan und Deb den immer noch präsenten Dualismus zwischen Sexualität und Spiritualität überwinden und versuchen dies zunächst durch folgende recht breit gehaltene Definitionen:
Sexualität: "Essentially it is a longing to know and be known by other people (on physical, emotional, psychological, and spiritual levels)." (S.213)
Spiritualität: "Essentially, it is a longing to know and be known by God (on physical, emotional, psychological, and spiritual levels)." (ebd.)
"Discipleship involves knowing and being known by God through Jesus and living our lives in the kingdom of God." (S.215)
Der Bereich der Sexualität wird dadurch als Teil von Spiritualität, Jüngerschaft und Herrschaft Jesu betrachtet, konsequenterweise dann auch als heilig angesehen. An dieser Stelle werden deshalb nicht, wie manch einer sich das vielleicht wünschen würde, schnelle Antworten darauf gegeben, ob beispielsweise Sex vor der Ehe oder Homosexualität falsch ist. Damit schlagen Alan und Deb einen Weg ähnlich zu Rob Bells "Sex God" ein und ermutigen zur eigenen Auseinandersetzung mit den eben beschriebenen Themen, ohne in eine Gesetzlichkeit zu geraten. Interessanterweise verweisen die beiden in diesem Zusammenhang darauf, daß der Umgang mit Habgier gegenüber dem mit Sexualität einen größeren Impact habe und Jesus mehr über Geld als Sexualität geredet habe, womit sie letzteres nicht lapidarisieren, sondern lediglich das Schriftzitat aus 1 Kor 6 etwas aus der Pflicht nehmen wollen, wo es um die Sünde gegen den eigenen Leib geht.
Insgesamt überzeugt mich das Buch durch viele frische und neue Ideen. Zwar werden viele bereits zuvor veröffentlichen Themen erneut angeschnitten, sodaß der mit Alans Literatur bereits Vertraute zeitweise etwas gelangweilt wird, ist es gerade für solche, die sich noch nicht intensiver mit missionaler Theologie auseinandergesetzt haben, ein sehr guter Einstieg in diesen Bereich. Abgerundet wird jedes Kapitel durch Praxis-Vorschläge und eine Reihe von Fragen, die zum Start in eine Gruppendiskussion sehr hilfreich sein können, sodaß dieses Buch kein reines Theoriewerk bleibt, auch wenn es sicherlich auch nicht als "echtes" Praxiswerk zu verstehen ist.
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