...Das Größte aber ist die Liebe...





Als ich neulich mal wieder über meinen Lieblingsfim "Stardust / Sternenwanderer" nachdachte, kam mir sofort die Szene ins Gedächtnis, in der Yvaine über die Liebe redet (s.o.)
. Als Stern konnte sie bis zu ihrem Fall die Erde von der Distanz wahrnehmen und überblicken. Sie beschreibt, wie sie über Jahrhunderte massenweise Kriege, Haß, usw. erlebt habe. Das einzige, was es für sie erträglich gemacht habe, all das Leid zu sehen, sei die Liebe, da schönste, was sich im ganzen Universum finden lasse.

Mich persönlich spricht diese Szene deshalb immer wieder an, weil ich glaube, daß Yvaine (bzw. der Autor der Vorlage) damit eine ganz entscheidende Wahrheit erkennt: Das Größte von allem ist die Liebe. Und ich bin davon überzeugt, daß letztendlich jeder Mensch genau nach dieser Liebe sucht.

Die Bibel bestätigt uns dies. Nicht nur, daß die Liebe von allem das Größte sei, wie Paulus es im 1. Brief an die Korinther schreibt (Kap. 13, V.13); vielmehr wird die Liebe sogar als zentraler Wesenszug Gottes genannt (1 Joh 4,8.16): Gott ist Liebe! Das ist deshalb interessant, weil im gesamten Neuen Testament diese Gleichsetzung ansonsten nur mit einem einzigen Charakterzug geschieht, nämlich "Gott ist Geist" (Joh 4,24). Wenn Gott Liebe ist und echte Liebe immer ihren letzten Ursprung in ihm hat, müßten ja eigentlich auch die allermeisten Leute nach ihr in der Kirche bzw. bei den Vertretern Gottes auf Erden, den Christen, suchen.

Tatsächlich erkennt Yvaine in dieser Szene auch sehr deutlich, daß es auf der Erde vor allem Kriege, Mord und Totschlag gibt/gegeben hat. Dort befindet sich Gottes Liebe offenbar nicht, zumindest nicht erkennbar. Und wenn man sich mit der Kirchengeschichte befaßt, wird sehr schnell deutlich, wie oft selbst innerhalb der Kirche(n) diese Liebe nicht zum Vorschein gekommen ist, sondern genau das Gegenteil. Traurigerweise waren Christen viel zu oft keine guten Repräsentanten des einen Gottes, der sich doch derart in seiner Liebe offenbart hat, daß er sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat (vgl. Röm 8,31).

Es scheint auch, kein Wunder zu sein, wenn Menschen, die nach echter Liebe suchen, die sie eigentlich bei Gott erwarten sollten, doch nicht innerhalb der Kirche(n) fündig werden. Deutlich wird dies z.B. in einer Studie namens "UnChristian" von David Kinnaman, aus der u.a. hervorgeht, daß Christen vielmehr dafür bekannt sind, wogegen sie alles sind, nämlich: Homosexualität, Sex vor der Ehe, Abtreibung, etc. Aber könnte es nicht auch sein, daß jemand, der homosexuelle Gefühle hat, in seinem Innersten genau nach dieser Liebe sucht?

Symptomatisch ist es aus meiner Sicht, wenn Christen o.g. Prägung auf den Himmel verweisen, den Ort, an dem all dies Leid nicht mehr sein werde. Grundsätzlich ist es ja richtig, daß die Welt nicht durch äußere Taten von Menschen durch eine Art Fortschritt immer besser wird, und Johannes berichtet in seiner Offenbarung (Kap. 21) sehr deutlich davon, daß Gott es ist, der Erneuerung schenkt, Leid beendet usw. Aber gern wird dies als Vorwand genommen, sich mit aktuellen Problemen unserer Welt nicht auseinandersetzen zu müssen. Stattdessen konzentriert man sich auf den Himmel und reduziert das Christsein gern darauf, den Weg zum Himmel zu wissen (wo soll der eigentlich sein? Offb 21 berichtet sehr deutlich von einer erneuerten Erde, und Gott wird dort unter seinem Volk sein; ich behaupte in Anlehnung an N.T. Wright, daß es eine Verknüpfung zwischen irdischen Taten und dem gibt, was in Gottes neuer Welt sein wird).

Deshalb bin ich der Überzeugung, daß gerade wir als Nachfolger Jesu dazu aufgerufen sind, diese Liebe Gottes in die Welt zu tragen und in möglichst jeder Situation zu leben. Jemand, der dies aus meiner Sicht wirklich vorbildlich lebt, ist Shane Claiborne, einer der Hauptvertreter der Erneuerungsbewegung "new monasticism". In seinem Buch "The irresistible revolution. Living as a ordinary radical" beschreibt er anhand zahlreicher Stories, wie er bzw. viele andere Menschen neben und vor ihm (von denen er lernt) diese Liebe Gottes ganz praktisch leb(t)en. Z.B. berichtet er von seinem Praktikum bei Mutter Theresa, die unter den Ärmsten der Armen und Kränkesten der Kranken lebte und den Menschen Würde schenkte. Oder während eines Bagdad-Besuchs zur Zeit des Iraks-Krieges lernt er von dortigen Irakis, wie diese ihn als Menschen lieben und schätzen können, während in gleichem Atemzug amerikanische Bomben auf die Dächer der Stadt niederprasseln.

Man mag darüber streiten, wie weit Shane Claiborne in seiner asketischen Lebensweise zu folgen ist, um möglichst Jesus-mäßig zu leben. Mir jedenfalls gibt er grundsätzlich genügend Punkte, durch die ich mein eigenes Leben immer wieder neu hinterfragen kann und möchte, um aus der Beziehung zu Gott heraus zu leben und Seine Liebe in die Welt zu tragen.

Daß Außenstehende von dieser echten Liebe angezogen werden, sich dies auch für ihr Leben wünschen und dadurch nach Gott fragen, ist mein Wunsch. Sicher ist es kein Allerheilmittel, um die Welt zu einem leidfreien Ort zu machen, aber wir können einen Unterschied machen und Jesus-mäßig Liebende sein, die ein Herz für diese Welt und ihre Mitmenschen haben. Shane ist ein ausgezeichnetes Vorbild, daß der Unterschied möglich ist. Und genau das ist aus meiner Sicht das Reich und die Herrschaft Gottes, die bereits in diesem Leben anfängt und wovon Jesus immerzu sprach.

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