Zum Nachdenken: Abraham Josua Heschel über das "Feiern"

"Mir geht es beim Feiern um eine innere Würdigung, denn den Alltagshandlungen soll eine spirituelle Gestalt verliehen werden. Den erhabenen und feierlichen Aspekten des Lebens soll Aufmerksamkeit geschenkt werden, um über die Grenzen des Gebrauchs und Verbrauchs hinaus zu gelangen. Feiern meint, an einer größeren Freude teilzunehmen, Anteil am ewigen Drama zu erhalten. Die Absicht ist, Gott zu erheben, seinen Geist zu preisen, die Quelle allen Segens. Feiern bedeutet, Seine Gegenwart zu rufen, die in Seiner Abwesenheit verborgen ist." - Abraham Heschel, Who ist Man, Stanford 1965, S.118 (in deutscher Übersetzung von B. Dolna)

Mir kamen beim Lesen dieses Zitats spontan zwei Gedanken:
  1. Ich bin immer wieder fasziniert darüber, wie spirituell die - aus westlicher Sicht - profanen Dinge des Alltags im Judentum gesehen werden. Ich möchte gern erlernen, mehr und mehr solch eine Sichtweise, wie Heschel sie hier beschreibt, ganz praktisch in mein leben zu integrieren. Ganz konkret könnte das bedeuten: Dankbarkeit für den neuen Tag, für meinen Wohlstand, meine Frau und andere "Selbstverständlichkeiten". Ich wünsche mir, jenseits des Offensichtlichen Verknüpfungen zu Gott, seiner Herrlichkeit, Gnade und Liebe zu entdecken und zu erleben.
  2. Während in vielen christlichen Kreisen das Feiern Jahrhunderte über als teilweise teuflisch betrachtet wurde - gar in manchen Kirchen das Tanzen bis heute hin noch verboten ist -, benennt Heschel das Feiern als wesentlichen Bestandteil des Judentums. Normalerweise höre ich das "Feiern Gehen" eher im Umfeld meiner Schülerinnen und Schüler, da ich selbst eher introvertiert und Büchern zugewandt bin. Dennoch bin ich irgendwie inspiriert von der Art und Weise, wie Heschel vom Feiern spricht. Allerdings wünsche ich mir diesen spirituellen Tiefgang, der unterbewußt in den profansten Dingen wahrgenommen werden kann. Damit meine ich keine Vergeistlichung o.ä.; ich möchte somit keine billigen Klischees erfüllen im Sinne von "ich kann auch ohne Alkohol Spaß haben", etc. Aber ich bin davon überzeugt, daß wenn wir als diejenigen, die Gott kennen und den Heiligen Geist in uns haben, auch in Parties die spirituelle Dimension erkennen, zu Seiner Ehre feiern und diese größere Freude erleben; dann werden Menschen, die Gott bislang nicht kennen, auch Hunger nach dieser Art des Feierns bekommen.

Kommentare

  1. Du sprichst bzw. schreibst mir aus dem Herzen!!!! Ich wünsche dir eine richtig gute Party dieses Wochenende - oder spätestens nächstes! Unbekannterweise herzliche Grüße!
    Christine Faix

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  2. Danke, liebe Christine, für Deinen Kommentar. Ja, da sprichst Du wirklich etwas an, was ich noch deutlich lernen muß. Aber dieses WE und spätestens kommendes WE (Hochzeit) gibt es durchaus Möglichkeiten, die ich nutzen möchte. Allerdings lerne ich auch (u.a. durch Heschel), die Kleinigkeiten des Alltags zu schätzen, zu genießen und dafür dankbar zu sein - eben die ganz profanen Dinge. Bin gespannt, wohin sich das noch entwickelt.

    Dir ebenfalls herzliche Grüße! Philipp

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