Rob Bell und mein Weg zur Judaistik: Nr. 8 der 10 für mich entscheidenden Bücher

Relativ zeitgleich zu Alan Hirsch und Bill Hybels setzte ich mich - wiederum im Zuge meines Gemeindepraktikums 2007 - das erste Mal mit Rob Bell und seinen beiden Büchern “Velvet Elvis“ (dt. “Jesus Unplugged“) und “Sex God“ auseinander. Mittlerweile ist er ja in aller Munde, spätestens seit “Love Wins“ kennt man ihn und seine provokanten Fragen. Das - sein provokantes Fragen - ist für mich auch eins seiner größten Stärken, was mich irgendwie sehr an die biblischen Propheten erinnert. Rob Bell hinterfragt nämlich immer wieder den Ist-Zustand, den status quo. So geht es ihm in “Velvet Elvis“ um das Hinterfragen des Ist-Zustandes von Christsein, während er auf der Suche nach einem neuen Weg ist, Christsein im 21. Jahrhundert zu leben.

Ich habe bewusst nicht nur ein Werk von Rob Bell in der Titelzeile gewählt, weil sie mich allesamt immer wieder ins Nachdenken bringen und herausfordern. Es sind gar nicht immer die Antworten, die er gibt. Vielmehr ist es der Dialog, den er mit dem Leser eingeht. Und auch wenn manche seine Schriftsprache für etwas zu einfach halten, reißt sie mich mit in genau diesen Dialog. Im Übrigen sind seine Bücher meines Erachtens auch vorzüglich geeignet, um das etwas eingerostete Englisch wieder aufzufrischen (überhaupt würde ich immer zu englischen Original raten, aber in seinem Fall bietet es sich doppelt an).

Für mich persönlich sind Robs Bücher ganz entscheidend geworden, weil ich über sie den Weg zum hebräischen Background des Christentums und zu Dwight A. Pryor gefunden habe, dessen Konsequenz wiederum war, dass ich 2010 das Zweitstudium der Judaistik (und Religionsphilosophie) auf mich genommen habe und aktuell abschließe. Rob ist somit indirekt verantwortlich dafür, dass ich über dieses Studium absolviert habe, was mir gedanklich-theologisch nochmal einen ganz neuen Horizont eröffnet hat. Gerade diese Auseinandersetzung mit der jüdisch-hebräischen Perspektive, nicht nur auf die biblische Tradition, sondern auch die Entwicklungen innerhalb der Kirchengeschichte, sind faszinierend und über die Maßen bereichernd.

Genau diese Perspektive bringt Rob Bell an zahlreichen Stellen seiner Bücher ins Gespräch, weshalb ich jedem die Auseinandersetzung mit ihm empfehle. Jedes seiner Bücher ist bereichernd und provokant; man fange einfach bei dem Thema an, das einen am meisten interessiert: Wie gesagt, “Velvet Elvis“ konzentriert sich vornehmlich auf das persönliche Christsein, “Sex God“ behandelt den Zusammenhang von Sexualität und Spiritualität, “Jesus wants to save Christians“ hinterfragt an etlichen Stellen das Selbstverständnis westlicher Kirchen, “Drops like stars“ thematisiert u.a. die Leidensthematik, “Love Wins“ stellt bestimmte dogmatisierte Ansichten bzgl. Himmel und Hölle anhand des eigenen Gottesbildes infrage (sein aktuelles Buch habe ich leider noch nicht gelesen). Viel Spaß beim Lesen!

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