Heinrich Christian Rust: Geist Gottes - Quelle des Lebens: Grundlagen einer missionalen Pneumatologie (Rezension, Teil 3)

Mit dem dritten Kapitel konkretisiert Rust de Heiligen Geist in seiner Rolle zwischen Schöpfung und Neuschöpfung. Typisch für ihn ist die Einleitung durch eine persönliche Begebenheit, in diesem Fall das Krächzen der Vogel in seinem Garten, anhand derer er die Spannung zwischen “geliebte[r] Schöpfung und […] gefallene[r] Welt“ (115) zum Ausdruck bringt. Ihm sind also beide Pole bewusst, und mit Jesus Christus als Kontinuität zwischen geschaffenem Wesen und neuer Schöpfung verwehrt er sich jeglicher Einseitigkeit (v.a. Weltflucht; 117). Dem Thema des Buches gemäß - und dem stimme ich zu - ist es natürlich der Geist Gottes selbst, der diese Kontinuität überhaupt ermöglicht und der hin zum vollendeten Reich Gottes als Zielpunkt die jetzige Schöpfung transformiert (117ff.).

Dieser Transformationsprozess der Schöpfung wird Rust zufolge von einer Vielzahl an Phänomenen begleitet, so zunächst das Staunen und Seufzen - über und in der Schöpfung, über Jesus Christus und die damit verbundenen Heilserfahrungen, allesamt initiiert durch den Heiligen Geist, der ebenfalls seufzt (121ff.). Weil der spiritus vivificans (= lebendigmachender Geist) gleichermaßen spiritus crucis (= Geist des Kreuzes) ist, deutet Rust den Sterbeprozess als Zeichen für neues Leben, was er exemplarisch und initiativ natürlich von der Kreuzigung und leiblichen Auferstehung Jesu ableitet (128f.). Dass die Welt aber tatsächlich verdorben und erlösungsbedürftig sei, müsse jedoch erst von ihr selbst erkannt werden, so Rust, weshalb er wiederum - klassisch missional - die Sendung der Erlösten in die Welt betont (131; 133). Dabei spielt erneut die Dimension des Bösen eine Rolle, auf die Rust schon zuvor hingewiesen hat; gegen sie gilt es, den Kampf des Glaubens zu kämpfen, womit Rust konkret auf geistliche Kampfführung aus ist, deren Art und Weise er anhand einer Befreiung von eigens erlebter, von Ärzten als tödlich diagnostizierter Krankheit beschreibt (134ff.). Einmal mehr wird an dieser Stelle deutlich, wie eng Rust Theorie und Praxis miteinander zu verbinden sucht, um dem Leser ein Gefühl für das Thematisierte zu geben.

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